Logo Solingen Business

ING-Studie: 50% aller Produkte kommen in wenigen Jahrzehnten aus 3D-Druckern

Das niederländisches Bank- und Finanz-Dienstleistungsunternehmen ING hat soeben einen Studie veröffentlicht, nach der die Additive Fertigung bis 2040 bzw. 2060 die traditionelle Fertigung einholt. Als Folge davon soll der Welthandel um fast ein Viertel schrumpfen

Die Ergebnisse der Studie in Kurzform

  • Der 3D-Druck steckt noch in den Kinderschuhen und wirkt sich derzeit kaum auf den grenzüberschreitenden Handel aus.
  • Dies ändert sich, sobald Hochgeschwindigkeits-3D-Drucker die Massenproduktion mit diesem Fertigungsverfahren wirtschaftlich rentabel machen.
  • 3D-Drucken führt zu geringerem Handelswachstum, da 3D-Drucker weitaus weniger Arbeitsaufwand benötigen und sich der  Importbedarf an Vor- und Enderzeugnissen aus Niedriglohnländern verringert.
  • Einige Experten erwarten einen Anteil von 50% an der Produktion in den nächsten zwei Jahrzehnten, sofern sich das derzeitige Wachstum der Investitionen in 3D-Drucker fortgesetzt. In zwei unterschiedlichen Szenarien würde diese 50% Marke 2040 (Szenario I) oder erst 2060 (Szenario II) erreicht. Siehe Abbildung oben (aus ING-Studie).
  • Schätzungen zufolge würde sich nach den Annahmen des  Szenarios I bis 2060 der Welthandel um fast ein Viertel des reduzieren (oder zwei Fünftel bis 2040 in Szenario II).
  • Automobil, Industriemaschinen und Konsumgüter nehmen bei dieser Entwicklung eine Führungsrolle ein.
  • Die bilateralen Handelsströme in der Automobilsektor mit hohen Exportanteilen  aus Mexiko, Japan und Deutschland in die USA.werden am stärksten vom 3D-Druck betroffen sein.
  • Lokal gedruckte Autoteile werden die Zahl der Arbeitsplätze in den US-amerikanischen Automobilfabriken erhöhen.
  • Bei Industriemaschinen und Konsumgütern werden die bilateralen Exportströme zwischen den USA als Hauptempfängerland und China als Hauptherkunftsland zurückgehen,
  • Weniger Handel in  Folge des 3D-Drucks führt dazu, dass Länder mit einem Handelsdefizit im Verarbeitenden Gewerbe ihre negativen Saldo verringern und die hohen Exportüberschüsse der Exportnationen schrumpfen.

Die Studie können Sie hier downloaden: 3D_printing_DEF_270917

Kommentar

Der ING Studie ist zu verdanken, dass sie die Bedeutung der Additiven Fertigung nicht auf verkaufte 3D-Drucker oder Materialien reduziert, sondern die Auswirkungen in den Blick nimmt, die auf die gesamte Fertigungsindustrie und die Weltwirtschaft zukommen.

Das angenommen Wachstum der Additiven Fertigung erscheint durchaus plausibel. Zu wenig Beachtung wird aber folgenden Auswirkungen geschenkt:

  • Mit 3D-Druckern wird längst nicht nur die traditionelle Fertigung substituiert. Ganz neue Produkte und Produktvarianten sorgen für zusätzliches Wachstum. Die Markteintrittsbarrieren für produzierende Start-Ups  werden massiv gesenkt. Neue Produkte vieler junger Unternehmen hätten ohne 3D-Drucker keine Marktchancen. Das betrifft auch High-Produkte im Bereich  E-Mobility (z. B.  E-Autos, Drohnen), Luft- und Raumfahrt sowie Medizin.
  • Die Möglichkeiten des 3D-Drucks im Hinblick auf Innovationen, Leichtbau und Customizing rücken neben der Fertigungsexzellenz andere Wertschöpfungspotenziale in den Vordergrund: Die Produktidee, das Design, die Konstruktion und die Funktion, während die eigentliche Produktion zur selbstverständlichen, überall verfügbaren, preiswerten Ressource wird. Die Produkte werden Dank der 3D-Drucker in Zukunft dort gefertigt, wo sie benötigt werden. Das Design und die Konstruktion der Produkte kann durch die Möglichkeiten der internationalen Vernetzung dort stattfinden, wo sich das Know-How, das Wissen und die Kompentenz befindet. Wer zum Beispiel schon mal die internationale Freelancer-Plattform genutzt hat, weiß, dass es sich bei diesem Phänomen keineswegs um Zukunftsmusik handelt.
    Vielleicht werden sich die weltweiten Warenströmen für Fertigungserzeugnisse reduzieren, gleichzeitig sorgt jedoch die internationale Arbeitsteilung bei der Erstellung und Optimierung von 3D-Modellen dafür, dass die internationalen immateriellen Güterströme zunehmen.